Perücken und Toupets

Die Vor- und Nachteile von Perücken und Toupets

Während die Materialien zur Perückenherstellung sich in den letzten Jahren etwas verbessert haben, ist der Herstellungsprozess seit Jahrhunderten gleich geblieben. Einfach gesagt verwenden die Hersteller ein Basismaterial – normalerweise ein Stück Netzstoff – und verweben in diesen Tausende Haare. Manche Perücken werden von Hand, andere von Maschinen gefertigt. Entsprechend variieren die Preise. Das Basismaterial kann aus Stoff, Spitze oder Kunststoff bestehen. Manche Perücken werden in einzelne Haarteile getrennt, um ihr Gewicht so zu reduzieren und einen natürlichen Haarfluss und Elastizität zu gewährleisten. Die ins Basisgewebe eingearbeiteten Haare werden dann geschnitten und frisiert; dann wird die Perücke auf der Kopfhaut des Kunden mit Klebstoff oder Klebeband befestigt.

Genaugenommen handelt es sich bei einer Perücke oder einem Toupet um einen Hut  aus Haaren, der auf den Kopf aufgezogen und verklebt wird. Viele Perücken und Toupets werden geschnitten und frisiert, bevor der Kunde sie anprobiert hat (manche Anbieter nennen diese vorgeschnitten Haarteile „Haarsysteme“, was bei Kunden oftmals zu Verwirrung führt). Wenn eine Perücke auf dem Kopf des Kunden platziert wird, kann je nach Art des Haarteils eine Lücke zwischen Kopfhaut und Basismaterial entstehen. Das führt dazu, dass Schweiß sich ansammelt und vom Basisstoff aufgesogen wird. Deshalb muss ungleich mehr Zeit in Pflege und Reinigung aufgewendet werden.


Aufgrund der spezifischen Herstellungsart bei Perücken fällt das Haar oft nicht natürlich, sondern sieht steif und helmartig aus. Es bewegt sich nicht natürlich, sondern starr an der immer selben Stelle. Außerdem sind bestimmte Haardicken und Gewicht durch die Fertigung vorgegeben – deshalb sind Perücken oft schwer und unbequem zu tragen. Allgemein führt dies zu einer höheren Hitzeentwicklung. Der Träger leidet unter Hitze, Juckreiz und übermäßigem Schwitzen. Perücken gehen auch oft mit einer unangenehmen Geruchsentwicklung einher. Bei sonnigem Wetter, in einer warmen Umgebung oder während des Sports erhitzt sich die Luft zwischen Kopfhaut und Haarteil – vergleichbar etwa mit dem Tragen einer dicken Wollmütze. Dadurch fühlt sich die Trägerin bzw. der Träger verschwitzt und unwohl. Je nach der Trageanleitung des Herstellers müssen Perückenträger das Haarteil jeden Abend abnehmen und entsprechend pflegen; dann muss diese am nächsten Morgen wieder befestigt werden. Diese Prozedur kann langwierig und kompliziert sein. Der Träger oder die Trägerin müssen den Prozess voll und ganz beherrschen – das heißt, die Perücke muss in exakt der richtigen Position angebracht werden, um ein einigermaßen natürlich aussehendes Ergebnis zu erreichen. Für manche Menschen kann dies erheblichen psychischen Druck bedeuten; im Extremfall können depressive Verstimmungen oder Gefühle von Unzulänglichkeit entstehen – genau die Probleme, denen eigentlich durch das Haarteil entgegengewirkt werden sollte. Manche TrägerInnen berichten auch von Schwierigkeiten im Sozialleben, da sie sich mit ihrem Haarteil unsicher fühlen.  

Das Tragen von Haarteilen, Perücken ist noch immer mit einem bestimmten Stigma belastet – einer der Gründe dafür, warum Anbieter ihre Produkte gerne als „Haarsystem“ bezeichnen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Haarteile als Produkt in irgendeiner Form verändert haben. Stoff- oder Netzgewebe sehen oftmals unnatürlich aus und der Klebstoff kann sichtbar sein. Das Aussehen wirkt dadurch oftmals noch weniger echt – das Ziel der Trägerinnen und Träger, einen möglichst natürlichen Look zu erreichen, wird somit nicht erreicht. Viele Perücken und Toupets benötigen eine regelmäßige, professionelle Pflege – dafür zahlen die Kunden im Schnitt monatlich einen Aufpreis, zusätzlich zu den Kosten für das Haarteil selbst. Auch der Klebestoff oder –band können aggressiv sein, die Haut angreifen oder gar beschädigen und zu allergischen Reaktionen führen.

Perücken oder Toupets sind oftmals leicht als solche zu erkennen, da die vordere Haarlinie außergewöhnlich dick ist oder die Haarfarbe nicht der natürlichen Ausgangshaarfarbe entspricht. Da die Stoff- oder Netzbasis des Haarteils im Normalfall eher dick ist, muss der Träger oder die Trägerin den Haaransatz oft verbergen. Das heißt, dass oftmals Frisuren gewählt werden, die so viel wie möglich vom Haarstrich kaschieren. Zusätzlich spielt die Haardichte eine Rolle: die meisten Perücken werden so produziert, dass der Netzstoff durch möglichst viele Haare verdeckt wird. Dadurch wird das dichte, schwere Aussehen noch verstärkt, was wiederum zum unnatürlichen Aussehen und dem oftmals nicht altersadäquaten Look beiträgt. Normalerweise verliert jeder und jede über 40-jährige an Haardichte, die Haare werden dünner – ein Effekt, der durch Perücken oder Haarteile nur schwer hergestellt werden kann. Aufgrund der Art und Weise, wie die Haare in die Basisnetzstruktur eingewoben werden, sind die Optionen für verschiedene Frisuren stark eingeschränkt. Eine weitere Problematik ist, dass die Haarteile sich oftmals nicht mit Wasser oder starkem Wind vertragen. Es ist zwar ein Gerücht, dass Perücken einfach vom Kopf fallen, aber sportliche Aktivitäten oder Intimität können eine Herausforderung für die künstlichen Haarteile sein. Dies kann soweit führen, dass Perückenträger ihr persönliches Verhalten entsprechend anpassen und verändern.

Nebenwirkungen von Perücken und Toupets:

- Gerötete Kopfhaut
- Hitzestau
- Allergische Reaktionen oder gesundheitliche Probleme aufgrund aggressiver Klebevorrichtungen.

Kosten


Es kann mit Kosten von über 3.500€ für eine gut gemachte und natürlich aussehende Perücke bzw. Toupet gerechnet werden. Viele Firmen bieten Sets von zwei Perücken an, die bis zu einem Jahr halten sollen – diese müssen jedoch vorab gezahlt werden. Zusätzliche Kosten hängen stark von der Qualität und dem Serviceverständnis der jeweiligen Hersteller ab.

Erfolgsrate

Insgesamt kann die Erfolgsrate als niedrig bis sehr niedrig beschrieben werden. Aufgrund des veralteten Designs und Herstellungsprozesse von Haarteilen sind diese oftmals leicht erkennbar und Frisuren und Aktivitäten sind stark beschränkt. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass Perückenträger oftmals nicht wollen, dass ihr Haar oder Kopf berührt wird, was zu zusätzlichen sozialen Problemen führen kann.

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